IPMS Bern

Diese Version eines PzKpfw VI Tiger I hat es bislang als kompletten Bausatz noch nicht gegeben. Ein „Novum“ dieser Flammpanzer Tiger


Der komplett aus Resin bestehende Umbausatz von Schatton-Modellbau passt auf jede späte Tiger I Wanne und beinhaltet zudem beide möglichen Darstellungen des Flammöl-Anhängers als in Einsatz bezogener gepanzerter oder optional noch zu Erprobungszwecken in ungepanzerter Version.


Zumeist dreht sich bei einem PzKpfw VI Tiger I immer alles um die klassische Version mit Turm und 8,8cm Hauptwaffe in den frühen bis

späte Versionen, mit oder ohne Zimmerit-Bewurf. Schatton-Modellbau hat sich auf eine besondere Version dieses „Fahrgestells“ konzentriert, nämlich eine turmlose Variante. Bislang hat es zum Flammtiger die unterschiedlichsten Auffassungen gegeben, mit und ohne Turm. Dies ist wohl auch nicht so ganz klar aus den diversen Protokollen ersichtlich, dafür aber diesbezüglich gut in der Publikation „Flammpanzer“ von Osprey wiedergegeben. Mit den Flammölbehältern im Inneren des Tiger I hätte kein Turm mit Hauptwaffe untergebracht werden können, mit dem Flammöl in einem gezogenen Anhänger hingegen sehr wohl. Jedoch gab es die abschließende Weisung, einen Tiger I ohne Turm hierfür vorzusehen. Darauf baut dieser Umbausatz auf.


Tipps aus dem Zusammenbau

In meinem Fundus befand sich bereits schon seit längerem ein Bausatz des „Tiger I spät“ von Academy. Dieser sollte sich für den Umbau eignen (1). Zuerst galt es am Basisbausatz nach der Montage des Laufwerks die Oberwanne von der Motorraumdecke zu trennen (2). Gleichfalls war es unumgänglich die Wannenoberseite des Getriebegehäuses (3) gleichfalls anpassend zu kürzen. Damit sich alles dauerhaft bindet, wurde die „Hochzeit“ der Frontpartie und die Wannenoberseite mit dem Basisbausatz (4) durch Klammern und Gummiringe wirkungsvoll unterstützt. Da sich auf dem Resin-Bauteil von Schatton-Modellbau keinerlei Markierungen für die Lukendeckel des Fahrer- und Flammstrahlrohr Bedienerplatzes befinden, galt es diese Positionierungen unter Verwendung des Academy-Bauteils zu ermitteln (5-9). Damit war der Zusammenbau des „Tiger I Flamm“ in wesentlichen Teilen abgeschlossen.

Etwas überraschend brach mir der linke Teil der Achse des Flammöl-Anhängers ab (10). Eine 2mm starke Drahtachse, beidseitig vorsichtig aufgebohrt und eingesetzt, vermochte dies Problem dauerhaft zu lösen (11) und ein Mehr an Stabilität zu liefern.

Kolorierung

Welche Kolorierung oder Tarnanstrich hätte ein solcher FlammPz Tiger erhalten können ? Der Auftrag erging 1945 zu einem Zeitpunkt, da sowohl sandgelbe, panzergraue, grüne oder gar rostschutzfarbene Anstriche möglich und denkbar gewesen wären (12). Ein gebrauchtes Fahrgestell war zur Umkonstruktion herangezogen worden. Folglich muss ein sandgelber Anstrich nach RAL 7028 vorherrschen. Um die Konturen des Fahrzeuges soweit möglich aufzulösen und die visuelle Erfassung zu erschweren, galt es über Kanten und Ecken ein klar abgegrenztes Muster aufzubringen. Hierzu half Tamiya Tape 10mm (13-14). Hiernach ein Überanstrich mit Olivgrün (RAL 6003) … als die alten klassischen beiden Farben des Dreifarbtonanstrichs (15). Der Flammöl-Anhänger wurde in Panzergrau über alles koloriert. Zur Erzielung von Tiefenwirkung wurde das gesamte Modell noch mit Tamiya Panel Line Accent Color (Dark Brown) überzogen (16). Nach dem Durchtrocknen erfolgte ein Aufbringen von verschiedenen Vallejo Weathering Effects (17-18) mit Schwerpunkt „Oiled Earth“. Die Einfüllöffnungen der Flammöl-Behälter wurden mit Hilfe von Vallejo Engine Grime „Petrol Spills“ (19) verschmutzt, um Überläufe und Flüssigkeitsspritzer darzustellen. Die Anhänger selbst erhielten sowohl in der ungepanzerten als auch in der gepanzerten Version (20-21) ebensolche Verschmutzungen und Gebrauchsspuren mit Tamiya Panel Line Accent Color in schwarz bzw. braun und einen leichten Überzug mit „Oiled Earth“ Wash per Airbrush.

---------------------------------------------------------------------------------  Kettenbrünierung ---------------------------------------------------------------------------------

Als Gleisketten mussten erneut die Zinn-Ketten von Friulmodel herhalten, denn die Vinylketten eigneten sich für eine möglichst detailgetreue Darstellung weniger. Nachdem die Zinnketten in unlackiertem Zustand aufgezogen waren, stellte sich die Frage, ob sie nicht auch direkt am Modell zu brünieren wären. Solid Scale’s Solid Track Brünierung (22) schlägt sofort an und wirkt augenblicklich. Deshalb wurden alle sichtbaren Teile der beiden Kettenstränge (23) mit einem Pinsel bearbeitet. Das nahezu augenblicklich eingetretene Ergebnis kann sich sehen lassen (24). Kaum eine Nacharbeit war nötig.

Kennzeichnung

Als Kennzeichnung erhielt dieser FlammPz VI Tiger I lediglich ein Hoheitsabzeichen in Form eines Balkenkreuzes in die Wannenmitte beider Seiten (26 & 27).


Fazit

Mit diesem Umrüst-/Umbauset hat Schatton-Modellbau einen recht einfach zu gestaltenden anderen Tiger ermöglicht, der in seiner schlichten „Bulligkeit“ verblüfft und durchaus an den Churchill Crocodile erinnert (28-29). Statt des ungepanzerten Flammölanhänger (30) läßt sich jene Schutzhaube (31) optional aufsetzen und damit wäre die Einsatzbereitschaft gegeben. Der Umrüstsatz von Schatton-Modellbau zum Tiger I FlammPz beinhaltet nämlich neben den Flammöltanks auf dem Anhänger auch einen kompletten, recht massiven Resinguß zur Gestaltung eines gepanzerten Schutzaufbaus. Die modellhafte Gestaltung läßt da nur ein „Entweder-Oder“ zu, also Flammöltanks offen oder mit gepanzertem Aufbau.

Gleichwie dieses Ensemble paßt damit in jede Sammlung deutscher Flammpanzer.

Historischer Kasten

Man mag zu den technischen Kriegsentwicklungen stehen, wie man möchte, aber ein Flammenwerferangriff, das zeigte schon der Erste Weltkrieg, ist zwar eine nach Kriegsrecht zulässige aber höchst gefährliche Wahl der Waffen. Auf deutscher Seite kamen im Verlaufe der Kampfhandlungen u.a. neben dem Panzer II noch Panzer III, Jagdpanzer Hetzer als auch Umbauten des französischen Char B1 als Vollkettenfahrzeuge zur einsatzbezogenen Verwendung. Aber auch in Pioniereinheiten gelangte das mit zwei Flammölwerfern ausgestattete Sd.Kfz. 251/16 zur Verwendung. In allen Fällen waren die Flammstöße nicht mit einer solchen Reichweite versehen, wie sie im Übrigen der britische Churchill FlammPz Crocodile erzielte. Ein schwerer Flammpanzer auf Basis eines turmlosen PzKpfw VI Tiger I sollte daher auf Führerweisung ab Januar 1945 gefertigt werden. Die Flammölstöße sollten Reichweiten von über 100 Metern mindestens erzielen. Der Flammenwerfer wäre hiernach an Stelle des Bug-MG eingebaut bei einer Frontpanzerung von mindestens 250mm, denn ein FlammPz zieht jegliches Abwehrfeuer auf sich. Die Brennflüssigkeitsbehälter mit dem Flammöl waren in der erforderlichen Menge nicht innerhalb des Tiger I zu integrieren, weshalb ein Anhänger zu konstruieren gewesen wäre. Jener Prototyp wurde ggf. bereits vor der Fertigstellung durch alliierte Truppen erbeutet, hierzu fehlen aber jegliche Aufzeichnungen und Berichte.

Die englisch sprachige Publikation „Flammpanzer“, Osprey New Vanguard, Band 15, liefert hierzu weitere, gut recherchierte Details und ist zu empfehlen.

Auf einen Blick

 

A Schwerer Flammpanzer „Flammtiger I“, two types trailer


Kit:  35103     Maßstab: 1:35             Hersteller: Schatton-Modellbau                   Preis: 49,- €




B Tiger-I (Ver. LATE)


Kit:  13287     Maßstab: 1:35             Hersteller: Academy                                    Preis: 49,- €


 

Zusätzlich verwendete Materialien:

Klebstoff: Italeri Plastikkleber, MEK Modelglue, Schwanheimer Industriekleber (Cyanoacrylatkleber)

Wesentliche Farben: Vallejo Surface Primer 73.604 “German Dark Yellow” Dunkelgelb RAL 7028 76.507, Vallejo Model Air 71.011 „Tank Green“, Vallejo Model Wash 76.521 “Dark Rust”, 76.521 “Oiled Earth” und Vallejo Weathering Effects 73.801 “European Splash Mud”, 73.817 “Petrol Spills”

 

Bauzeit:  ca. 46 h                   Schwierigkeitsgrad:  mittel

 

C Literaturempfehlung:

„Flammpanzer – German Flamethrowers 1941-1945“, by Tom Jentz & Hilary Doyle, Peter Sarson, Osprey Military – New Vanguard No. 15

Autor

Von Lothar Limprecht

Fotos, sofern nicht anders angegeben: Lothar Limprecht

Share by: